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Japanese Design

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Wie ich in meinem ersten Eintrag schon geschrieben habe, ist Japan für mich auch Ästhetisch. Und um der Frage der japanischen Ästhetik näherzukommen wird mein Eintrag heute in erster Linie bildergewaltig sein. Ich werde aus dem Buch „Japanese Graphics Now!“ vom Taschen-Verlag exemplarisch einige für mich repräsentative Meisterwerke japanischer Grafikkunst herausnehmen und dazu ganz frei meine persönlichen Gedanken dazu niederschreiben. [einen Scanner kann ich leider erst auf Mittwoch auftreiben, so wird der Blogeintrag bis dahin wohl eher uninteressant sein; oder gerade noch interessanter?]

Erstes Bild:
„Laforet Grand Bazar ´96 Spring“
Designer: Butterfly Stroke Inc.

Auf den ersten Blick: Bunt, Computerspiel.
Ein wahrhaftiges Farbengewitter schlägt hierbei auf dein Rezipienten ein. In allen möglichen Regenbogenfarben zieht dieses Bild die Aufmerksamkeit von allem was sich in Sichtweite befindet auf sich. Die Kreisförmig angeordneten „Powerstrahlen“ lenken die Aufmerksamkeit dann weiter auf die… Frau, das Mädchen (?) in der Mitte. Die obere Hälfte muskelbepackt, doch trotzdem noch so weiblich, wie man es sich mit einem derartigen Körperbau hier in Europa nicht hätte vorstellen können, immerhin wird der „Bikini“ einzig und alleine durch die (gigantischen) Brustwarzen der Frau an die Brüste gehaftet.

Die untere, gespiegelte Hälfte hingegen in dem – als typisch japanisch bekannten – Schulmädchenlook: zierlicher Körper, zwei Pferdeschwänze, weißes T-Shirt.

Und über und unter dem gespiegelten Mädchen: in knallbunten Farben die Werbeanpreisung. Meine Aufmerksamkeit hat diese Werbung!

Zweites Bild:
„Tokyo Art Directors Club Annual Exhibition ´99”
Designer: Butterfly Stroke Inc.

Auf den ersten Blick: Sehr minimalistisch, sehr informationsreich.
Zu sehen ist ein Raumschiff. Eine Rakete, wie man sie aus dem Fernsehen kennt. Kein Spaceshuttle, sondern eher solch eine, wie man sie für die erste Begehung des Mondes benutzte. Links daneben sieht man dann noch, was nach dem Start mit der Rakete passiert, wie sie Teile abwirft usw. Noch weiter links davon scheinbar Beschreibungen der einzelnen Teile. Alles nur in Schwarz auf Weiß dargestellt, ohne irgendwelche unnötigen Darstellungen oder Farben.

Doch beginnt man dann, den winzigen Text zu lesen, zeigt sich das Kunstwerk in einem ganz anderen Licht: nicht um eine geplante Mondlandung geht es hier, sondern um eine Einladung zum Tokyo Art Directors Club Annual Exhibition ´99. Und all die Zahlen und Texte stellen zum einen den Programmablauf und zum anderen die Sitzordnung dar!

Für mich stellt dies eine unglaubliche Kreativität dar, welche die Designer in ein Einladungsschreiben gesetzt haben.

Drittes Bild:
„Masaaki Tsuji Glass Art Exhibition“
Designer: Takaaki Fujimoto

Auf den ersten Blick: G-L-A-S-S. Und Schwarz.
Fast alles ist schwarz. Die oberen Dreiviertel des Bildes sind einfach nur schwarz. Dann kommen Linien, viele Linien, die in ihrer Bündelung das Wort „GLASS“ ergeben. Darunter dann die Daten, wo und wann die Glass-Ausstellung stattfindet. Das was man nicht hat möchte man haben. Das was man haben möchte kann man in der Kunst ausdrücken. Was Japaner sicher nicht haben ist Platz. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass eben mit diesem großzügig in der Kunst umgegangen wird. Einfach mal dreiviertel des Plakates in sturem schwarz lassen? Bei uns eher ungewöhnlich, in Japan häufig zu beobachten.

Vielleicht ist es der Platz, der visuelle Freiraum, das Spielen mit leerlassen, was in Japan mehr Aufsehen erregt, als bunte Farben und nackte Frauen.


Versinken in der Landschaft

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„The Big Lebowski“. Jeder, der den Film gesehen hat, wird sofort an den Dude denken. Nicht an irgendeinen, nein, an DEN Dude. Jeder weiß: der Typ hat irgendwie was drauf. Und irgendwie will jeder was von ihm, die ganze Welt. Und er will von all dem eigentlich gar nichts wissen. Er würde am liebsten eigentlich nur einen kiffen.

In der Southparkfolge „Towlie“, geht es um ein sprechendes Handtuch, um ein paar Grundschüler, und diese Kombination sollte irgendwie die Welt retten, dabei wollen sie alle nur an der neuen Okama Gamesphere daddeln. Und Towlie einen kiffen.

Derartige Filmbeispiele gibt es en masse. Doch solche Menschen gibt es auch in echt. Und einer der Ersten musste wohl Muso Soseki sein.


Muso Soseki

Muso Soseki wollte eigentlich nur seine Ruhe haben. Soseki entdeckt, als junger Mann in einem japanischen Kloster das Zen für sich. Er geht bei berühmten Meistern in die Lehre und übt meistens das zazen (Meditieren im Lotussitz). Allerdings drängt es ihn weg von den Klöstern, hin in die Natur und die Einsamkeit. So meditiert er schließlich jahrelang an abgelegenen Orten. 1305, im Alter von 30 Jahren, findet er in den Bergen von Usuba die Erleuchtung.

Nun stehen ihm alle Wege offen, er könnte Priester in den wichtigsten Großtempeln werden, Boten von Herrschern bieten ihm Ämter an, doch Muso Soseki will eigentlich nur wieder zurück zur Natur, in die Einsamkeit. So versteckt er sich vor dem allen. Vor den Boten und auch vor den tausenden Jüngern, die ihm folgen wollen. So zieht er von einer Einsiedelei in die Nächste. Fast 20 Jahre lang zieht er so durch die Bergwelt.

1325 wird Muso Soseki vom Kaiser Go-Daigo zum Abt des Zen-Kosters Nanzenji in Heian (damalige Hauptstadt Japans) ernannt; einer Ernennung, der Soseki folgen muss. Ein ruhmreiches Jahr später flüchtet Soseki erneut in die Einsamkeit.

1333 beschwört Kaiser Go-Daigo einen politischen Umbruch hervor, indem er das Shogunat stürzte. Er ließ Muso Soseki sofort zu sich rufen, da er seinen Rat sehr schätzte. Schließlich ernennt er Soseki sogar zum „kokushi“, dem „Lehrmeister des Landes“. Soseki wird damit zum Ranghöchsten Zen-Mönch Japans. Und eigentlich wollte er doch am liebsten nur in der Natur sitzen und ein bisschen alleine sein. Soseki fängt nun langsam an, überall Tempel errichten zu lassen, überarbeitet selbst einige verwahrloste Klöster.
Im Spätsommer 1351 stirbt er in einem Tempel, im Alter von 76 Jahren.

„Auch wenn kein Staubkorn errichtet ist, erhebt sich doch die Bergkette.
Auch wenn kein Wassertropfen vorhanden ist, fließt dennoch der reißende Bergbach“
(Muso Soseki)


Zen

Zen, jap. „innere Versenkung“

Das Zen entstand in China im 5. Jahrhundert n.C. als eine Abspaltung des Mayahana-Buddhismus. Ab dem 12. Jahrhundert wurde die Zen-Lehre auch ins Japanische übertragen.

Zen-Meister beschrieben das Zen im 10. Jahrhundert folgendermaßen:

„Eine Übermittlung außerhalb jeglicher Doktrin, die sich weder auf Worte noch auf Schriften stützt. Ein direktes Hinweisen auf des Menschen Herz: Wer sein eigenes Wesen schaut, ist ein Erwachter"
(Buddha)

Die Lehre erfolgt persönlich von Lehrer zu Schüler, wobei genau auf die Generation geachtet wird. Man kann genau sagen, in der wievielten Lehrer-Schüler Generation man sich nach Buddha befindet.

Heutzutage kann man Zen in folgende Bereiche aufspalten:

· Teezeremonie (Chado - der Teeweg)
· Zengarten (Gartenkunst)
· Ikebana (eigentlich: Kado - der Blumenweg)
· Kyudo (Bogenschießen)
· Shodo (der Schreibkunst-Weg)
· Kendo (Der Weg des Schwertes)

Doch alle diese unterschiedlichen Wege haben einen gemeinsamen Kern: das Zazen. Meditieren im Lotussitz und dabei alle Gedanken zur Ruhe zu bringen und dadurch Satori – die Erleuchtung – zu finden.

Auch zu Berühmtheit haben es die so genannten Koans gebracht. Dies sind die legendären paradoxen Rätselsprüche von Zen Meistern.

"Ein Mönch fragte Tozan: 'Was ist Buddha?' Tozan anwortete: Masagin (Drei Pfund Flachs)."

Heutzutage geht die Verbreitung des Zen in Japan zurück. Allerdings erfreut er sich dafür im Westen immer größer werdende Beliebtheit.


Zengärten


Zengärten findet man in erster Linie auf Privatgrundstücken, in Stadtparks, bei Buddhismustempeln, bei Shinto-Schreinen, an historischen Sehenswürdigkeiten sowie an alten Schlössern.

Es gibt im Grunde zwei Varianten von Gärten: Zum Einen die Kare-san-sui, bei welchem auf Wasser und größere Pflanzen versichtet wird und zum Anderen die Tsukijama, bei dem Berge mit Steinen und kleinen Hügeln dargestellt wird und ein Teich steht, welcher das Meer repräsentiert. Also eine Miniaturlandschaft.

Zengärten sind meist derart exakt geplant, dass man lernen muss, wie man sie lesen kann. Man kann zahlreiche Entdeckungen machen, zum Beispiel durch den Wechsel der eigenen Perspektive, oder einfach indem man sich hinsetzt und den Garten auf sich wirken lässt. In den meisten Zengärten lassen sich folgende vier Elemente besonders häufig finden:
Stein (symbolisiert Tiere)
Wasser (symbolisiert Meer, Ozean)
Moos (symbolisiert Alter, Ehre)
Baum (symbolisiert Leben)

Weiter Elemente sind zum Beispiel:
Bambus (ist stabil und biegsam. Jeder Abschnitt steht für eine Generation)
Pflaumen / Kirschbäume (Vergänglichkeit, durch Frühling / Herbst)
Kiefern (Ewigkeit, Beständigkeit)
Auch findet man häufig Teehäuser und Steinlaternen im Zengarten.



Quellen:
Magazin: GeoEpoche Kaiserreich Japan
http://de.wikipedia.org/wiki/Zen
http://www.zen-vereinigung.de/zen_glossar_01.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Japanischer_Garten
http://de.wikipedia.org/wiki/Kare-san-sui
http://de.wikipedia.org/wiki/Satori
http://www.geocities.com/roman.jost/Japan_Allgemein/Ryoanji.htm
http://www.phototravels.net/kyoto/zen-gardens-index.html



In Anlehnung an den Und-immer-auf-der-Suche-Blog zu dem Bericht, über die eigenartigen Worte, die es nur in Japan gibt:

Hibakusha – die cirka 340.000 explosionsgeschädigten Personen, die den Hiroshima oder Nagasaki Atombombenabwurf im August 1945 überlebten.

Mein Blogeintrag wird sich heute dem Atombombenabwurf auf Hiroshima und Nagasaki widmen. Der Eintrag wird zum Teil sehr faktisch, zum Teil aber auch sehr emotional sein. Mit dieser Mischung wird es mir vielleicht gelingen, dass Unvorstellbare etwas vorstellbarer zu machen.

Hiroshima und Nagasaki

Im 16. Jahrhundert um eine Burg gelegen entstand Hiroshima. Als Hiroshima 1889 einen Hafen baute bedeutete dies einen großen Aufschwung für die Stadt. 1894/1895 wurde die Stadt zum militärischen Zentrum des Kaiserreiches Japan. Bis zum zweiten Weltkrieg wuchs sie zur siebtgrößten Stadt Japans mit 350.000 Einwohnern.

Nagasaki wurde im 15. Jahrhundert als eine abgelegene eher unbedeutende Hafenstadt gegründet. Ende des 16. Jahrhunderts gewann sie zunehmend an Bedeutung, da viele Importe über Nagasaki abgewickelt wurden. Aufgrund verschiedener Kriege und Probleme mit den Herrschern verlor Nagasaki wieder stark an Bedeutung, was sich erst 1868 mit einer umfassenden Modernisierung zur Meiji Zeit wieder änderte. Nagasaki wurde wirtschaftlich wieder wichtig und im Schiffbau führend. Mit 240.000 Einwohnern wuchs die Stadt bis zum zweiten Weltkrieg zu beachtlicher Größe.

Am 6. August 1945 um 8:16 Uhr und zwei Sekunden detonierte in 580 Meter Höhe die Atombombe Little Boy über Hiroshima.

Am 9. August 1945 um 11:02 Uhr detonierte in 470 Meter Höhe die Atombombe Fat Man mehrere hundert Meter vom geplanten Abwurfpunkt (einer Rüstungsfirma) über einer Wohnsiedlung.


Auch wenn ich sie abstrakt, sinnlos finde, gehören sie dazu:

Die Zahlen:

Hiroshima:
Zwischen 80.000 und 90.000 Menschen sterben an den Direktfolgen der Explosion
80% der Stadt sind zerstört
Ende des Jahres 1945 sind 140.000 Menschen gestorben.

Nagasaki:
Zwischen 75.000 und 80.000 Menschen sterben sofort.

Bis 1950 sterben in beiden Städten insgesamt cirka 230.000 Menschen an der Atombombe.





Die Atombombe an sich

Eine Atombombe besitzt eine solche Kraft, wie wir alle sie uns nicht vorstellen können.

Wikipedia: "Die stärkste jemals explodierte Bombe war die sowjetische Zar-Bombe. Sie wurde am 30. Oktober 1961 bei einem atmosphärischen Atombombentest gezündet und setzte eine Energie von etwa 57.000 Kilotonnen (= 57 Megatonnen) TNT-Äquivalent frei. Zum Vergleich: die Hiroshima-Bombe hatte eine Sprengkraft von 13 Kilotonnen TNT."

Wer kann ich so was noch vorstellen? Was für eine Explosion es wohl ist, wenn 57.000.000.000 (fünfundsiebzieg Milliarden) Kilogramm TNT explodieren? Und nicht nur die Explosion an sich ist so verheerend, sondern auch alles was danach passiert.
Eine kurze Nachbildung, was bei einer (heutigen) Atombombendetonation passieren würde:

- Explosion: Im Umkreis von 50km verdampft alles: Menschen, Tiere, Pflanzen, Gebäude. Hier herrschen 200.000.000°C - 300.000.000°C. Zum Vergleich: Die Oberflächentemperatur der Sonne liegt bei ca. 5.700°C, die Kerntemperatur liegt bei schlappen 15.600.000°C.
- Hinter den 50km: ein Lichtblitz am Himmel lässt die Augäpfel schmelzen und verursacht Verbrennungen 3. Grades am ganzen Körper. Häuser, Möbel, Kleidung usw. gehen sofort in Flammen auf.
- 5 Sekunden später: eine Druckwelle kommt. Vernichtet alles, was noch übrig war
- Noch weiter weg (ca. 100km): 5-7 Millisekunden nach der Explosion der grellend leuchtende Feuerball. Er ist 30 Mal heller als die Mittagssonne. Jeder der dort hineinschaut, selbst nur mit den Augenwinkeln ist sofort blind.
- Auch hier kommt nach kurzer Zeit eine Druckwelle an, jedoch nicht mehr ganz so verheerend wie um das Zentrum. Sie ist vergleichbar mit einem sehr schweren Erdbeben.
- Ein Feuersturm mit ca. 200km/h zieht über das Land. Er ist cirka 800°C heiß. Das Feuer in der Luft verbrennt jeglichen Sauerstoff. Wer nocht nicht verdampft, verbrannt oder zerrissen ist wird durch den extrem hohen Kohlenstoffdioxidgehalt in der Luft langsam bewusstlos und erstickt daraufhin.

In einem Radius von 150km um die Explosion ist das meiste menschliche Leben ausgelöscht.

Cirka eine Stunde nach der Explosion beginnt es dann zu regnen. Ein Zitat: „
Nach der Explosion ging schwarzer, schmierig-öliger Regen auf Hiroshima und Nagasaki nieder. Er entstand bei der Abkühlung des Feuerballs, weil Wasser um die radioaktiven Partikel herum kondensierte. Das radioaktive Wasser blieb an der Haut und der Kleidung der Opfer kleben.“ Der so genannte schwarze Regen. Er ist hochgradig radioaktiv und verstrahlt ein Gebiet mit bis zu mehreren tausend Kilometer für 30 - 60 Jahre. Der Regen ist um ein sehr vielfaches verstrahlter, als es z.B. bei Tschernobyl der Fall war.




Warum ich das alles so ausführlich beschreibe? Weil ich damit verdeutlichen möchte, dass diese Zerstörung, welche damals cirka eine viertel Million Menschen tötete einfach unvorstellbar ist.

Ich habe hier noch einen Link, welcher einen etwas einblicken lässt in die Erinnerungen, welche die Hibakusha mit sich tragen. Die Überlebenden wurden gebeten, Bilder zu malen, über ihre Erinnerungen:

http://www.pcf.city.hiroshima.jp/peacesite/BPW/english/eng_03.html (die deutsche Übersetzung finde ich nicht so gelungen)

Eine kleine Bilderauswahl der Seite, die ich – wie ich finde – kommentarlos stehen lassen kann und mit der ich auch dieses Thema ausklingen lassen möchte.



"Many people tried to cover up their faces with their hands. This resulted in severe burns on the backs of their hands. Because of the third-degree burns, the skin peeled off in a second and hung down. The more they lowered their hands, the more they ached, so they kept them lifted, resembling the posture of a ghost."

"Morning came. Fire was still smouldering in Hiroshima. I entered the city. Many people were dead in the fire-prevention water tank, their bodies scorched black. I saw a dead woman, her standing body scorched black, holding a child in her arms and still in a running position. Utterly incredible, but this was reality."

"The city seemed to have been wrapped in fire. A small fire prevention water tank overflowed with a number of victims, all dead. Those dead on the streets were scorched black, but those dead in the water were swollen red."


Nur noch eine Anmerkung am Rande, um einen Link zum Heute zu schaffen:

Wenn man jetzt bedenkt, dass Bush gerade wieder ein neues Atomwaffenprogramm starten will und die USA keinerlei Verantwortung mit diesen Waffen zeigt, muss man sich nicht wundern, dass man manchmal etwas antiamerikanisch eingestellt ist und einen gewissen Hass gegen manche Menschen dort hegt.
Zu der Sache mit der Verantwortung (Quelle: Wikipedia):
"Unfälle mit Atomwaffen

Zwischen 1950 und 1980 wurden 32 Unfälle allein mit US-amerikanischen Atomwaffen bekannt. Vor allem in den 1950er und 1960er Jahren mussten viele Waffen bei Notlandungen von Bombern abgeworfen werden. Manche der Waffen wurden nie wieder gefunden, weil sie in den Ozeanen abgeworfen (aber nicht gezündet) wurden. Nach Schätzungen von Greenpeace gingen etwa 50 Atombomben verloren. 11 Bomben vermissen die USA offiziell. Radioaktive Verseuchung wurde nur in wenigen Fällen festgestellt."




Falls sich jemand noch näher mit der Thematik der Atombombe (also nicht
Hiroshima und Nagasaki) befassen will, dem empfehle ich den Film "The War Game" von Peter Watkins aus den 60er Jahren. Er ist ein Spielfilm auf Dokumentarebene, der die realistische Detonation einer Atombombe nachstellt.


Manuel Stettner



Quellen:
Peter Watkins – The War Game (Film)
http://de.wikipedia.org/wiki/Atombombenabwurf_auf_Nagasaki

http://de.wikipedia.org/wiki/Nagasaki

http://de.wikipedia.org/wiki/Atombombenabwurf_auf_Hiroshima

http://de.wikipedia.org/wiki/Hiroshima

http://de.wikipedia.org/wiki/Hibakusha

http://www.pcf.city.hiroshima.jp/peacesite/BPW/english/eng_03.html

http://www.atomwaffena-z.info/geschichte/gesch_eins_schwarzerregen.html

http://www.abc-poessneck.de/nagasaki.html

http://www.friedenskooperative.de/netzwerk/hir05-35.htm


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1 = ichi
2 = ni
3 = san (alt: za)
4 = shi/yon
5 = go
6 = roku
7 = shichi/nana
8 = hachi (alt: ya)
9 = kyu/ku
10 = ju

Ya Ku Za
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Die Yakuza. Die sagenumwobene Unterwelt Japans. Ehrenhaft, supercool, Meister der Kampfkunst und Stars jedes japanischen Actionfilms. Sei es Dead or Alive von Takeshi Miike, in welchem die Yakuza eher dem stilvollen coolen Image gerecht werden (eine russisch Roulette Szene, sechs Kammern eine Kugel: der Yakuza genervt zu seinem Kontrahenten: „Ich hab keine Zeit für so ’nen Scheiß“ und drückt drei Mal ohne zu zögern ab) oder der Film Dolls von Takeshi Kitanos, in welchem ein alternder Yakuzaboss zu seiner ersten Liebe zurückkehrt (die über 30 Jahre jeden Samstag im Park auf ihn gewartet hat) und von ihr nicht mehr erkannt wird .Im Folgenden wollte ich mich – zumindest etwas – seriöser mit eben dieser sagenumwobenen Organisation beschäftigen. Ich werde mich dem Thema durch drei Fragen annähern.


Yakuza, Kriminelle oder modere Samurai?
Um diese Frage zu klären, muss mach sich etwas mit der Geschichte der Yakuza beschäftigen. Die Yakuza als Bande existiert wahrscheinlich seit Beginn des 17. Jahrhunderts, in der Endozeit (1603-1868). Die Tokugawa-Familie vernichtete damals all ihre Feinde und wurde somit Herrscher in Japan, zum so genannten „Shogun“. Die Samurai der vernichteten Feinde verloren ihre Arbeit und fanden als geächtete auch keine neue. Und so fingen sie als Straßenverkäufer an, aus denen die Tekija resultierten. Da es nun einen Herrscher gab kehrte in Japan Frieden ein. Doch das hatte zum Nebeneffekt, dass die Soldaten (auch alles Samurai, man nannte sie Hatamoto) sich langweilten. So zogen sie durch die Städte und provozierten Bürger und andere Samurais, was dann meist in größeren Straßenschlägereien endete (Jackie Chan lässt grüßen). Es organisierte sich eine Organisation bestehend aus ehrenwerten Samurai, um diese Kämpfe zu verhindern: Die Yakuza waren geboren.
Zu großem Ruhm gelangten sie allerdings erst in der Meijizeit (1868-1912) unter Jichiro. Die Yakuza gaben sich insbesondere dem Straßenhandel sowie dem Glücksspiel hin. Anfangs war dies noch sehr respektiert, die Yakuza spielten hauptsächlich in Tempeln (da dort keine Gesetze galten) und zahlten so genannte Terasen, was übersetzt Tempelgeld bedeutet. Doch mit der Zeit sank das Ansehen der Yakuza und aktive Samurai beschuldigten sie, den Bushido (Ehrenkodex der Samurai, bestehend aus sieben Tugenden:
Gi (義): Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit, Yu (勇): Mut, Jin (仁): Güte, Rei (礼): Höflichkeit, Makoto (誠) oder Shin (信): Wahrheit und Wahrhaftigkeit, Meiyo (名誉): Ehre, Chūgi (忠義): Treue) nicht zu ehren. So wurden die Yakuza zu Geächteten. 8 9 3 ist im Hanafuda (einem japanischen Kartenspiel) das schlechteste Blatt. Sie sahen sich selbst als die Unnützen der Gesellschaft, als Abschaum.
Heute darf jeder den Yakuza beitreten. Deine Vergangenheit zählt nicht. Japan ist in dieser Hinsicht ein konservatives Volk; wer einmal im Gefängnis war wird nur sehr schwer wieder eine Arbeit finden. Der einzige Ausweg: die Yakuza.
Doch die Yakuza ist kein Sündenpool der Gesellschaft kein Abfangbecken um dem Müll zu trennen. Vielmehr wird in großen Teilen der Yakuza noch sehr auf die Traditionen geachtet. Es gibt klare Regeln und an die muss sich jeder halten. Im schlimmsten Fall verliert man sein Gesicht (Ausschluss aus der Yakuza); und man kann dies einzig und alleine dadurch wiedergutmachen, indem man eine Fingerkuppe spendet. Nach fünf Fehlern ist man nicht mehr in der Lage ein Schwert zu führen. Was für uns eher nebensächlich klingt, ist für einen Yakuza eines der schlimmsten Dinge. An diesem Beispiel zeigt sich, wie stark gerade heute wieder die Yakuza mit den alten Samurairegeln in Beziehung stehen.
Die Yakuza sehen sich selbst im gleichen Aufgabenfeld wie die Polizei. Sie wollen für Recht und Ordnung sorgen. Da das Yakuzarecht und die Yakuzaordnung nicht so ganz mit denen der Polizei übereinstimmen kommt es hierbei öfters zu Konflikten zwischen diesen zwei Parteien.
Die Samurai waren früher eben auch die Hüter von Recht und Ordnung. Ehre und Treue. Sie hatten Kodexe und diese galten für sie über alles, selbst über Leben.

So lässt sich zusammenfassend meine Einstiegsfrage so beantworten, dass man die Yakuza durchaus als moderne Samurai bezeichnen kann. Aufgrund einer moderne Staatsform, der Globalisierung und dem Einsatz einer Partei überlagernder Interessen (die Polizei) kam es allerdings zu einem Interessen- und Gesetzeskonflikt. Und eben dieser macht die Yakuza kriminell. So lässt sich die Frage mit einer kleiner Änderung zu einer Antwort machen: Yakuza, Kriminelle und moderne Samurai.


Yakuza, die japanische Mafia?
Auch die Mafia hat ein ziemlich cooles Image, dass muss man ihr lassen. Schwarze Nadelstreifenanzüge, Sonnenbrille und schallgedämpfte Pistolen. Der Pate, die Familie, Ehre. Auf den ersten Blick scheinen sich beide Organisationen zu ähneln, doch bei genauerer Betrachtungsweise stellt man durchaus einige Unterschiede fest.
Zuerst einmal einen kleinen Einblick in die italienische Mafia: Der Begriff Mafia im Sinne einer Machtzusammenschließung wie wir sie heute auch noch kennen taucht zum ersten Mal 1868 auf – über 200 Jahre nach der Yakuza. Die Mafia verfolgt zwei traditionelle Ehrenkodexe: zum einen die Omertá (die Schweigepflicht) und zum anderen die Vendetta (die Blutrache). Es gibt eine klare Hierarchie und einen Anführer: den Paten. In der Mafia geht es traditionell um die Ehre der Familie. Die Familie ist allgemein das Bindeglied. Viel geht über Blutsverwandtschaft. Die Herkunft spielt eine wichtige Rolle.
Vieles hiervon steht im Gegensatz zur Yakuza. So etwas wie Schweigepflicht gibt es dort nicht, vielmehr ist man stolz, zur Yakuza zu gehören. Zum einen deshalb, zum anderen aus Hierarchischen Gründen sind Yakuzamitglieder auch immer tätowiert. Je höher der Rang, desto großflächiger und prachtvoller die Tätowierung. Lediglich in der breiten Öffentlichkeit will man unentdeckt bleiben und trägt deswegen Fingerprothesen und längere Kleidung.
Ein weiterer Gegensatz ist die (Familien)Herkunft. Eben diese soll bei der Yakuza das unwichtigste sein, bei der italienischen Mafia spielt sie eine wichtige Rolle.
Lediglich die strenge Hierarchie stellt eine große Übereinstimmung dar: Was in der Mafia der Pate ist nennt sich bei den Yakuza Oyabun (親分). Und in beiden Organisationen muss man bereit sein, für seinen Chef bedingungslos alles zu opfern; selbst sein eigenes Leben.

Prostitution, Menschenhandel, Drogenhandel, Erpressung, Schutzgelderpressung, illegales Glücksspiel, Geldwäsche. Diese sieben Begriffe stellen den Inbegriff des organisierten Verbrechens dar. Und auch dieses Feld ist eine Übereinstimmung beider Organisationen. Doch beide gehen unterschiedlich an diese Bereiche heran. So ist es zum Beispiel in der Yakuza verpönt, mit Drogen zu handeln. Wer dies macht, hat üblicherweise große Geldprobleme und wird er dabei erwischt, verliert er sein Gesicht.
Doch auch hier ändert die Zeit so manche Regel. In der heutigen Zeit gibt es auch – insbesondere junge – Yakuza, denen das Geld mehr bedeutet als die Tradition, als die Ehre. Meist verbünden sie sich zu Splittergruppen der Yakuza und gehen deutlich brutaler und ehrloser vor als ihre traditionsbewussten Kollegen und Konflikte sind hierbei vorprogrammiert. So zum Beispiel in der zweiten Jahreshälfte 1997 in Osaka, als solch eine abgesplitterte Gang Takumi sowie einen Passanten erschossen. Takumi war die Nummer zwei (Nummer eins ist Watanabe) der Yamaguchi-gumi, welche wiederum die größte Bezirks/Unterabteilung der Yakuza ist. Die Yamaguchi-gumi hat cirka 20000 Mitglieder. Zum Vergleich: Die komplette italienische Mafia hat genau so viele. Nach dem Mord begann eine 49-tägige Trauerperiode, in der sich die Yamaguchi-gumi, die Splittergruppe sowie die gesamte Osaka’sche Polizei auf einen Bandenkrieg vorbereiteten.
So gibt es zwar immer wieder Interessenkonflikte, doch trotzdem versucht die Yakuza mit starkem Nachdruck ihre Ehre zu wahren. Deutlich stärker, als dies die Mafia tut. So lässt sich sagen, dass sowohl die Yakuza als auch die Mafia organisiertes Verbrechen darstellen, man die Yakuza aber keineswegs als die japanische Mafia bezeichnen kann.


Yakuza, ein notwendiges Übel?
Das die Yakuza ein Übel sind leuchtet jedem wahrscheinlich schnell ein. Aber warum sollen sie denn notwendig sein? Nun, diese Frage stellt man sich in erster Linie aufgrund unzureichender Informationen. Diese Informationsarmut herrscht allerdings nicht nur in Europa, sondern selbst in Japan wird dieser Teil gerne verschwiegen.
Die Yakuza: eine verbrecherische Organisation. Doch tatsächlich verboten ist sie erst seit 1961 (!). Denn davor konnte es sich die Regierung einfach nicht leisten, diese wertvolle, gut organisierte Organisation zu verbieten. Während des Meiji-Restauration-Krieges kämpften die Yakuza heldenhaft an Seite der kaiserlichen Truppen. Im Chaos nach dem zweiten Weltkrieg waren es die Yakuza, welche die chinesische und koreanische Mafia bekämpften und die Polizei unterstützten, beziehungsweise von ihnen zur Unterstützung sogar angefordert wurden. 1960 gab es politische Unruhen und der linke Flügel demonstrierte auf sehr gewalttätigem Wege. Die Regierung hatte als einzigen Ausweg, die Yakuza um Hilfe zu beten. Diese stellte sich mit 100000 Mitgliedern an die Seite der Polizei und lösten so die Demonstration auf.
Ein Jahr danach, 1961, wurde die Yakuza dann verboten. Von jetzt an wurde von offizieller Seite aus das Wort Bouryokudan (Verbrecher-Bande) genutzt, wenn man von der Yakuza sprach.
Die Yakuza hatte offizielle Büros, man konnte jederzeit mit den Mitgliedern sprechen, sie um Hilfe bitten und so weiter. Häufig kam es sogar vor, dass nach einer gewalttätigen Auseinandersetzung, sogar nach einem Mord das betroffene Yakuzamitglied zur Polizei ging und alles zu Protokoll gab.
Viele Leute sind sehr unglücklich über die Entwicklung seit 1961. Denn erst der Prozess des illegalisierens machte es den weniger Ehrbewussten möglich, mehr Macht zu gewinnen. Durch den großen Aufwand auf Verheimlichung, den die Yakuza nun auf sich nehmen muss, kann nicht mehr alles so genau geprüft werden, wie es davor möglich war.
Trotz dieser Einschränkungen versucht die Yakuza an alten Mustern festzuhalten. Unschuldige dürfen nicht zu Schaden kommen, den Mitmenschen muss Hilfe angeboten werden und die Yakuza übernimmt eine Schutzfunktion für die Bedürftigen.
So ist der Polizei die Yakuza zwar ein Dorn im Auge (zumindest seit 1961), aber zumindest Teile der Gesellschaft sind froh über ihre Existenz. Der andere Teil der Gesellschaft bekommt durch einseitige Berichterstattung der Polizei und den unter Druck gestellten Medien wohl nur die Schattenseiten dieser Organisation gezeigt und hat somit keine Möglichkeit, sich objektiv eine Meinung zu bilden.


Schlussbemerkung:
Nun, auch für mich ergaben sich im Laufe der Recherchen immer wieder neue Bilder der Yakuza. Und es fällt mir schwerer denn je, diese Organisation nun in gut oder böse einzuteilen. Trotzdem würde sich zusammenfassend sagen, dass sich die Organisation für mich eher ins gute entwickelt hat und ich sie nach wie vor um ihren Stil bewundere.


Ich hab keine Zeit für so ´nen Scheiß, ich geh jetzt in den Park den Vögel lauschen.



Manuel Stettner


PS: Musikalisch einstimmen hat heute schon viel besser geklappt. Und zwar mit dem Soundtrack von der Animeserie „Noir“. Sehr zu empfehlen, klassisches Orchester, Chorgesänge und manchmal mit etwas Elektronik gemischt. Zwar noch nicht ganz Japan (Texte auf Spanisch, Italienisch, Englisch und ja auch eher europäische Instrumente), aber immerhin schon von Japan für Japan produziert. Ach ja, ist das dann nicht eigentlich doch japanisch?!


Bilder von oben nach unten:
http://images.rottentomatoes.com/images/movie/coverv/13/208013_thumb.jpg
i.tomodachi.de/ant/service/jpn_movies/dolls_2.jpg
http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Hanafuda.jpg
www.roadjunky.com/japan/yakuza.jpg
http://myrick.typepad.com/photos/uncategorized/yakuza_designs.jpg

Quellen:
http://www.japan-stammtisch.de/stammtisch/lecture/lecture_yakuza.php
http://www.japonet.de/j-impressionen/yakuza.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Yakuza
http://de.wikipedia.org/wiki/Bushid%C5%8D


Ein Vogel zum aufziehen?

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Vor kurzem klingelte mein Wecker. Nicht das alltägliche „vor kurzem“ ist gemeint, wenn man damit „vor ein paar Minuten“ ausdrücken will. Vielmehr ist das „wichtige-Ereignis vor kurzem“ gemeint, wenn man mit „vor kurzem“ also auch mal „vor ein paar Tagen“ meinen kann. Auf jeden Fall klingelte mein Wecker. Und dann, noch im Halbschlaf, konnte ich es hören. Ein Laut, welcher an ein Quietschen erinnert. Aber mehr als das und ich musste nicht lange überlegen, wie genau sich das Geräusch anhörte: es musste ein Vogel sein und das Geräusch war ohne Zweifel das Aufziehen einer Feder.

Tagelang habe ich mir immer krampfhaft versucht vorzustellen, wie ein Vogel klingt, der eine Feder aufzieht. Seit den ersten Seiten des Mister Aufziehvogels hegte ich Ahnungslosigkeit und schließlich sogar Misstrauen der Beschreibung gegenüber, mit der Murakami uns dem Geräusch eins Vogels teilhaben lassen will, der gerade eine Feder aufzieht. Und jetzt plötzlich, viel zu früh am Morgen in Konstanz, Egg, höre ich eben dieses Geräusch mit meinen eigenen Ohren. Ja, natürlich hört es sich so an! Wie denn sonst?

Murakami kombiniert eine Feder mit einem Vogel. Und auch ohne das Buch zu Ende gelesen zu haben (es fehlen noch cirka 200 Seiten) – und man sich noch auf eine eventuelle Auflösung freut – gibt es doch so einiges nachzudenken. Zuerst einmal die Widersprüche dieser Kombination.

Ein Vogel; ein Wesen der Natur, anmutig, frei und schön anzuhören. Eine Feder; ein Werkzeug der Menschen, hässlich, sehr zweckorientiert, und ganz und gar nicht schön anzuhören.

Der Vogel gleitet sanft mit dem Wind durch den Horizont, harmonisch und scheinbar von allen Sorgen und Problemen befreit, gleitet ganz ohne Sinn und Zweck. Die Feder springt ruckartig hin und her, kurze schnelle Bewegungen, immer steht sie unter großer Spannung, nie in ihrem ursprünglichen Zustand. Und ist sie es doch mal, erfüllt sie gerade keinen Zweck. Dann ist sie Müll.

Was könnte nun einen Vogel dazu bringen, eine Feder aufzuziehen? Und wie groß müsste eine Feder sein, dass sie die Welt antreibt? Und wer hat sie gebaut?

Die Feder ist als Artefakt zu sehen. Als etwas von Menschen geschaffenes. In der Natur gibt es keine Feder, nur der Mensch ist in der Lage, dieses herzustellen. Dies ist der erste Teil der Überlegung. Dass sie die Welt antreibt. Nun, betrachtet man die Welt in den vier Dimensionen der Physik bleibt für solch eine wichtige Feder einzig und alleine Platz in der vierten Dimension, der Zeit.

Und die letzte Überlegung ist, warum der Vogel, warum ein Vogel eben diese Feder aufzieht. Vögel haben wie alle Tiere kein Bewusstsein der Vergangenheit und der Zukunft. Nur die Gegenwart nehmen sie wahr. So sind sie eben auch nicht so sehr an die Zeit gebunden, so wie es uns Menschen auferlegt ist. Doch warum zieht er sie jetzt auf? Nun, ein Tier hat lediglich einen Grund, so etwas zu tun: es ist sein Instinkt und er hat ein Motiv, eben diesen jetzt in der Gegenwart auszuleben.

Und warum aufziehen? Weil uns das an die wohl bekannteste Verwendung der Feder erinnert: weil man Uhren aufzieht. Eben die Feder derselben.

Und nun kommen wir auf die philosophische Ebene: Der Vogel, die Natur, das Neutrale, Allgegenwärtige, jenseits von Zukunft und Vergangenheit stehende nimmt sich unserer an und gibt uns die Möglichkeit, weiter in unserem Fluss der Zeit zu leben. Gibt uns die Möglichkeit, dass dieser weiter fließt. Mal schneller, mal langsamer. Immer so, wie wir es gerade brauchen; oder auch gerade nicht. Erst die Essenz der Natur gibt der Technik die Möglichkeit, zu ticken. Sich zu entfalten, auszubreiten.

Die Zeit ist manchmal wohl nicht so linear, wie wir es glauben oder gerne hätten. Mal ist sie zu schnell, mal ist sie zu langsam. Und wir, die Menschen; nein, du, nur du, du bist der einzige, der das genau so wahrnimmt. Nur für dich geht die Zeit ihren ganz bestimmten Fluss. Mal über stromschnellen, mal sich kaum bewegend. Nur für dich.

Und erst, wenn wir uns einen Moment der Ruhe gönnen, einen Moment einfach nur die Natur betrachten, die Vögel zwitschern hören und die frische Luft der Bäume einatmen, ja erst dann zieht sich unsere ganz persönliche Feder wieder auf und alles ist wieder ein bisschen mehr im Gleichgewicht. Und alles lebt wieder im Ying und im Yang und im Hier und im Jetzt.

[Bild: Ashes and Snow http://www.ashesandsnow.org/ ]


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