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Business in Japan


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Das Semester ist nun (fast) am Ende angelangt. Endlich hat man wieder die Zeit, uniunabhängig Bücher zu lesen. So stand ich heute vor meinen Bücherregalen, mit den Augen schweifend, welches der angesammelten Büchern ich in der nächsten Zeit lesen werde. Und die Entscheidung viel mir dann auch nicht schwer, als ich auf DAS Buch stieß:
Stilvoll zum Erfolg – Der moderne Business-Knigge von Elisabeth Bonneau (Verlag: Hoffmann und Campe, 2004, Hamburg). Ein knapp 400 Seiten dickes Buch, welches man sich gar nicht oft genug durchlesen kann. Welche Krawatte zu welchem Hemd? Wie isst man einen Krabbencocktail mit Stil und Anstand? Wie spricht man eine Baronin an? Wie läuft man neben einer Geschäftspartnerin: Rechts oder Links von ihr, vor oder hinter ihr auf der Treppe?
Alles in allem existentiell wichtige Dinge, die man, die jeder einfach beherrschen sollte (ich weiß, dass es wie Ironie wirkt, ich vertrete aber tatsächlich vollen Ernstes diese Meinung). Als ich gerade dabei war, mir die formale, schriftliche und mündliche Anrede von Politikern durchzulesen, erinnerte ich mich daran, dass es in dem Buch ein Kapitel gab, welches ich noch nie gelesen hatte: „Kein bloßes Schlagwort: Andere Länder, andere Sitten“. Also schnell nachgeschaut und: natürlich reiht sich auch Japan in die Reihe nebst USA, Lateinamerika und China ein. Die USA wird mit dem Spruch „Leichter Ton vor ernstem Business“ eingeführt, China mit „Manager zwischen Yin und Yang“ und Japan; Japan wird eingeführt mit:

„Der Nagel wird solange eingeschlagen, bis er im Brett verschwindet oder abbricht“

Oooookey… Ist klar, was auch sonst. Der Nagel, dass sind wir. Das Brett ist Japan. Nein, natürlich nicht. Frau Bonneau erklärt den Satz mit „[…] sagt der Volksmund im Land der aufgehenden Sonne: Wer sich nicht anpasst, wird verstoßen“. Ein weiterer interessanter Satz: „Wo wenig Lebensraum ist, bleibt wenig Freiraum für Alleingänge, wenig Spielraum für Versuch und Irrtum.“ Ok, dass passt ja ganz gut zu der Kollektivvorstellung die wir über Japan haben, wie auch in der vorletzten Cyberfictionsitzung erwähnt wurde.
Bonneau gibt als zweite Leitregel:

„Gesicht und Gruppe“

„Das Gesicht wahren und wahren lassen, ein würdiges Mitglied einer Gruppe sein – das ist in Japan das A und O.“ Das wiederum erinnert mich an meinen Yakuzzaeintrag, in welchem es eben auch um die Gruppe und um das Gesicht wahren ging. Ist das jetzt von der Frau Bonneau schlecht recherchiert, oder ist die Yakuzza ein Abbild der japanischen Geschäftswelt?

Hier nun folgend, eine Zusammenfassung der Tipps, die Frau Bonneau für den japanreisenden Geschäftsmann ans Herz legt:

- „Sprechen Sie langsam, gut artikuliert, in kurzen Sätzen und ohne Metaphern, denn die Japaner denken in anderen Bildern als wir.“
- auffallendes Labeldenken. Nur in guten Hotels nächtigen, nur die besten Marken anziehen
- „Nein“ gibt es in Japan fast nicht zu hören. Stattdessen: lautes Einziehen von Luft durch die Zähne
- Kein Eigenlob!
- Viel Geduld für alles, denn: Zeit ist Macht!
- Interesse statt Kritik, ergänzende Aspekte statt Widerspruch
- Immer mit Dankesworten verabschieden, egal wie schlecht das Gespräch war!
- Körpersprache ist sehr wichtig. Also bitte vermeiden: Fremde anlächeln, kontinuierlicher Blickkontakt, kerniger Händedruck, lautes Lachen, Berührungen in der Öffentlichkeit, übertreten von Distanzzonen. Gut dagegen: gerade sitzen, als Frau beim Lachen den Mund verdecken, Gestik reduzieren
- Als Mann: dunkler Anzug, helles einfarbiges Hemd, Loafers (lassen sich vor dem Essen auf Tatmi-Matten gut abstreifen)
- Als Frau: Kleid oder Kostüm mit Rock statt Hose (Rutschgefahr beim Sitzen auf dem Boden bedenken), Vermeiden: grelle Farben, auffällige Muster, extravaganter Schmuck. Und NICHT unaufgefordert einen Kimono tragen.
- Männer zählen in der japanischen Geschäftswelt mehr als Frauen (gilt für Einheimische)
- Als Fremder ist man in erster Linie fremd. Erst in zweiter Linie Mann oder Frau
- Niemals versuchen, japanische Anredeformen zu kopieren. Immer bei Mister und Misses bleiben. Ausnahme: wird man selbst mit dem Anhängsel „-san“ angsprochen, übernimmt man die Anrede für den Gegenüber
- Visitenkarten (meishi) im Idealfall zweisprachig
- Visitenkarte an alle Anwesenden aushändigen (außer sehr starke hierarchische Gefälle)
- Visitenkarte zweihändig an den oberen Enden dem Gegenüber reichen
- Visitenkarte zweihändig annehmen und über den eigenen aufbewahren
- Visitenkarte Gestik: Lächeln, kurzer Blickkontakt, nicken, das war’s
- Nach dem harmonischen (!) Smalltalk den Gegenüber zur Sache kommen lassen


So, ich hoffe jeder von euch, der irgendwann mal Geschäfte in Japan machen wird, erinnert sich an diesen Beitrag mit den praktischen Tipps. Für mich ist dieser Beitrag auch wichtig, da ich – von meinem späteren beruflichen Erfolg absolut überzeugt – sicher bin, eines Tages auf das Wissen (zumindest in meinem Unterbewusstsein vorhanden) zugreifen werden kann / muss.


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