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Ein nicht ganz so einfacher Blogeintrag…


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„Hast du’s schon mal mit deinem Vater getrieben?“

„Hast du schon mal eines über den Schädel bekommen?“

„Hast du schon mal deine Mutter geschlagen?“


„Du willst die Wahrheit über Japans Jugend erfahren?
Sie verkörpert die Zukunft Japans.
Jene Hoffnungslose Zukunft.“


„Eingerahmt in Blut, Muttermilch und Exkrementen schwelgt Regisseur Takashi Miike hemmungslos in einer sozialen Apokalypse, die sich bei genauer Betrachtung als Ansammlung realer Zustände entpuppt.“ (Rückseite DVD Visitor Q, Rapid Eye Movies Vertrieb)



Habt ihr schon von dem neuen Film von Hans-Christian Schmidt gehört? Ja, lief letzte Woche in den Kinos an. Ja, irgend so ne strange Story. Geht irgendwie um nen Vater, der seine Tochter für Sex bezahlt. Na ja, die arbeitet eh schon als Prostituierte. Und die Mutter wird ständig von dem Sohn heftigst verprügelt. Weil der halt auch immer in der Schule verprügelt wird. Und das die Mutter das dann aushält spritzt sie sich Heroin. Und um das bezahlen zu können arbeitet sie in nem Bordell. Na ja und irgendwie bringt der Vater dann so ne Frau um und schläft dann (!) mit ihr. Nekrophil und so. Puh und dann ist da halt noch irgend so n Fremder… Keiner weiß, wer er ist, was er bei der Familie zu suchen hat, aber er läuft da halt so rum und schlägt gelegentlich ein Familienmitglied mit nem Stein KO. Und schaffts irgendwie, dass die Mutter wieder Milch gibt. Und dass ist dann der Punkt, der die ganze Familie wieder zusammenführt. Irgendwie so halt. Puh.


Spätestens nach der Hälfte dürfte jedem klar sein, dass es sich hierbei um ein Gedankenexperiment handelt. Absolut undenkbar, dass ein in Deutschland erfolgreicher und bekannter Regisseur so etwas Abartiges drehen würde.
Nicht so in Japan: der geniale – auch Mainstream – Regisseur Takashi Miike drehte eben genau den oben beschriebenen Film: Visitor Q. In Deutschland über den Rapid Eye Movie Vertrieb erhältlich, in Japanisch mit deutschem Untertitel, nach Zuschicken einer Kopie des Ausweises welche bestätigt, dass man selbst Volljährig ist, für 20 Euro. Gewagt, aber ich habe es mich getraut. Mehrere Monate staubte die DVD in meinem Regal so vor sich hin, bis ich dann durch sehr viel Zufall in einem Videoforum auf…… Jörg Buttgereit stieß. Mal wieder. Also habe ich natürlich mal den Thread durchgelesen und freute mich, dass in Zusammenhang mit Nekromantik I und II auch der Film Visitor Q viel. In diesem Moment beschloss ich, ihn mir demnächst anzuschauen. Demnächst war heute Nacht. Von 2 – 4 Uhr. Am Laptop, mit Kopfhörer.

Den Film in „Guter Film“ oder „Schlechter Film“ einzuordnen ist ganz und gar sinnlos, solche Kategorien sind hierbei längst aufgehoben.

Zurück zu den Zitaten ganz oben:
Um was geht es in Visitor Q? Ich meine nicht den Inhalt, wie ich ihn oben schon beschrieben habe, sondern die Ebene der Interpretation.
Nun, der Film muss irgendetwas mit der Jugend Japans zu tun haben. Und mit Eindringlingen, die wie Besucher behandelt werden. Und die dann alles zerstören. Um dann alles wieder schön zu machen. Und die gelegentlich mit Steinen auf die eigentlichen Bewohner des Hauses einschlagen.
Also die Jugend kommt eigentlich nicht so gut weg. Sie ist sehr aggressiv und sehr gefährlich. Gefangen, in einem Prostitutionssumpf und gegen die Eltern gerichtet. Allerdings kommen die Eltern auch nicht besser weg, was wahrscheinlich daran liegt, dass sie auch mal jung waren. Die Jugend wird äußerst negativ dargestellt, es wird nur ein einziger vertretbarer, annehmbarer Zustand gezeigt: in der Schlussszene, wo die Mutter ihre zwei Kinder (den Sohn, knapp 20, die Tochter, knapp über 20)… Tjah, äh, ich schreibs dann mal frei raus: stillt. Umwickelt von blauen Mülltüten, in welche die einzelnen Glieder der Opfer von Papa eingefüllt werden sollen. Eine sehr harmonische, ruhige Szene und die einzige Szene, in der Filmmusik gespielt wird. In dem Song geht es um das Meer und um die süßen Blässchen auf den Wellen.
Den zweiten Aspekt halte ich auch insbesondere für den Cyberfiction Kurs für sehr wichtig. Der unbekannte Besucher, der kommt und dann einfach alles ändert. Visitor Q heißt der Film doch das Q kam nirgends im Film vor. Q ist der wohl am seltensten benutzte Buchstabe im Alphabet. Allerdings gelingt es mir nicht, kluge Gedanken aus diesem Q zu ziehen. Wenn man mal ganz gewagt interpretieren möchte, könnte man das Q als eine Brust von oben sehen, aus der gerade Milch spritzt. Vielleicht ist 4:25 Uhr aber auch nicht die richtige Uhrzeit um sich solche Sachen zu überlegen und ich bin gerade sehr vorbelastet durch den Film. Doch der Aspekt des Eindringlings, der wie ein Besucher behandelt wird und vieles ändert und schließlich die Familie auch wieder in den Ursprungszustand zurückversetzt (durch seine Brustmassage bei der Mutter kam zum ersten mal wieder Milch), ist nicht ganz so unmöglich zu interpretieren. Vielleicht geht es bei diesem tatsächlich um Eindringlinge Japans. Jeder, der sich auf ihre Insel geschleust hat und dort mit lieblichster Gastfreundschaft empfangen wurde – weil sich das nun mal so gehört – könnte ein Visitor Q sein. Denn – wenn mich nicht alles täuscht – herrschte in Japan vor 2500 Jahren noch Steinzeit (!). Erst durch Kommunikation mit China und später natürlich auch Europa und Amerika konnte sich Japan so modern entwickeln wie dies der Fall war. Und so ist Japan vielleicht sogar froh, über die Eindringlinge. Denn auch, wenn die ne Menge kaputt machen… Irgendwie hat das Japan doch alles was gebracht.

Mit dieser vorläufigen Interpretation muss ich mich wohl vorerst zufrieden geben, sollte mir noch etwas interessantes dazu einfallen, werde ich dies natürlich sofort posten.






Ach ja, falls jemand auf die Idee kommt: Den Film verleihe ich nur nach einem psychologischen Attest, welches die innere Stabilität bestätigt. Weil sonst ist der Film eher weniger zu empfehlen.


1 Responses to “Ein nicht ganz so einfacher Blogeintrag…”

  1. Anonymous Anonym 

    herrgott! du weißt dass meine mutter das liest!? ;)

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